6. Mai 2022

Maschinenbau-Umfrage: Das sind die Ergebnisse

Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Arbeitsmarkt, Lieferketten, Additive Fertigung, Künstliche Intelligenz: Im Vorfeld der Intertool wollten wir wissen, wie es der Branche mit den großen, bestimmenden Themen der Industrie geht. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse.

Wir wollten ein Stimmungsbild, und wir haben es erhalten: 68 Branchenkenner haben die komplette Umfrage von Reed Industry beantwortet (vielen Dank dafür!) Die Maschinenbau-Umfrage von Reed Industry hatte nicht den Anspruch, den Bibliotheken, die zu diesen Themen bereits gefüllt sind, weitere Bände hinzuzufügen – im Vorfeld der Intertool in Wels sollte die Stimmung der Branche eingefangen werden. Hier einige der Key Findings.

 

Digitalisierung: Die Branche fühlt sich vorbereitet

-          Die heimischen Maschinenbauer sehen sich hinsichtlich Digitalisierung auf einem guten Weg. Auf der 10-Stufigen Skala tendieren die Antworten auf die Frage nach dem Stand der Digitalisierung in den positiven Bereich. Immerhin 6 Prozent sagen: „Wir sind die Benchmark“. Dass Digitalisierung kein Thema sei, hat niemand angegeben.

-          Die Digitalisierung ist überwiegend in der Geschäftsführung angesiedelt (38 Prozent). Gefolgt von „abteilungsübergreifend“ und „IT-Abteilung“. Eine eigene Digitalisierungs-Abteilung unterhalten 15 Prozent der Befragten. Auf externe Berater greifen bei diesem Thema nur 3 Prozent zurück.

-          Als Ziele der Digitalisierung im Unternehmen werden vor allem Effizienzgewinn und Umsatzsteigerung angegeben, gefolgt von der Suche nach neuen Geschäftsmodellen. Dass Digitalisierung dem Personalabbau dienen solle, hat (fast) niemand gemeint.

-          Fühlen sich die Unternehmen durch Förderprogramme für Digitalisierung ausreichend unterstützt? Hier ergibt sich ein eher negatives Bild. Nur 3 Prozent sind damit sehr zufrieden, die meisten Antworten tendieren in Richtung „unzureichend“.

Nachhaltigkeit: Viele Ansätze, viele Umsetzungen

-          Dass die Industrie Sustainability ernstnimmt, ist ein erfreuliches Ergebnis der Umfrage. In den meisten Betrieben ist Nachhaltigkeit demnach ein wichtiges Thema, für überschätzt hält es fast niemand.

-          Interessant sind die Antworten auf die offene Frage nach konkreten Schritten: Hier zeigt sich eine große Bandbreite. Sie reicht von der Aufbereitung von Ersatzteilen, Bemühungen in Richtung Kreislaufwirtschaft und Solaranlagen über das Nachbearbeiten von Werkzeug statt Neukaufs, besseres Ressourcenmanagement und der Kombination von modernen Heizsystemen in Kombination mit Fassadendämmung bis zu regionalem Sourcing, E-Fuhrparks, nachhaltigen Verpackungen oder Veränderungen im Designprozess.

-          Gleichzeitig werden viele Bereiche genannt, in denen Verbesserungen erreichbar wären. Darunter etwa die CO2-Bilanz der Lieferketten, Retrofitting, mehr Reparaturfreundlichkeit, Neuordnung der Lieferketten, adaptive Maschinen – und immer wieder das Thema Energieverbrauch.

Arbeitsmarkt: Die Probleme sind massiv

-          Eine deutliche Mehrheit der Befragten meldet große Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften und Arbeitskräften. Allerdings gibt es auch Unternehmen, die darunter offenbar nicht leiden.

-          Und das in allen Bereichen: Genannt werden Produktion (vor allem im Schichtbetrieb), Konstruktion, Büro, Mechatronik, technischer Support, alle Bereiche der IT, Vertrieb, Logistik – und immer wieder der Bereich der Lehrlinge.

-          Die Unternehmen tun auch einiges, um Mitarbeiter zu halten. Die Incentives reichen von Prämiensystemen und Firmenwagen über günstige Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu Gewinnbeteiligung.

-          Ein wenig erfreuliches Bild ergibt die Frage nach dem Niveau und dem Grundwissen von Lehrlingen. Auf der Skala von „katastrophal“ (1) bis „großartig“ (10) liegt der Peak der Antworten zwischen 3 und 5.

Lieferketten: Der Stress hält an

-          Rund 85 Prozent der Umfrage-Teilnehmer haben aktuell Probleme, Grundstoffe, Halbzeuge oder Teile zu erhalten.

-          Das betrifft mit Abstand am häufigsten den Bereich der Elektronik, aber auch Stahl, Hydraulikkomponenten, Holz, Wälzlager, Schmiede- und Stanzteile – mehrere Befragte antworteten mit „alle Bereiche“.

-          Auch hier fühlen sich die Unternehmen von der Politik auf nationaler und EU-Ebene eher alleingelassen. Eine stringente Industrie- und Standortpolitik erkennen nur die wenigsten.

-          Immerhin 56 Prozent sehen in der Re-Regionalisierung ihrer Lieferketten einen möglichen Ausweg.

Additive Fertigung: Überraschend verbreitet

-          53 Prozent der befragten Unternehmen setzen aktuell Additive Fertigung ein.

-          Von jenen, die das nicht tun, sehen weitere 44 Prozent darin eine Möglichkeit für die Zukunft.

-          Als spannende Bereiche werden vor allem Prototyping, Produktion in Losgröße 1 und Ersatzteil-Fertigung genannt. Für manche bleibt das Thema allerdings eine „Spielerei“.

Künstliche Intelligenz: Kein großes Thema

-          Künstliche Intelligenz steht für die heimischen Maschinenbauer eher nicht auf der Agenda. Auf die Frage, ob ihr Einsatz für das Unternehmend spannend sein könnte, ergibt sich eine nahezu perfekte Gleichverteilung.

-          Falls KI doch spannend werden sollte, geht es in erster Linie um die Bereiche Produktion, Beschaffung, Vertrieb, Maintenance und Logistik.

-          Die Grundeinstellung zu Künstlicher Intelligenz ist dabei durchaus differenziert. Als prinzipiell bedrohlich empfinden die Entwicklung die meisten nicht, aber immerhin 32 Prozent sehen hier sowohl Chancen als auch Gefahren.