8. Juni 2022

Green Procurement? Eher nein!

Werden Lieferanten im Maschinen- und Anlagenbau nach ökologischen Kriterien gewählt? Eine aktuelle Studie enttäuscht diese Hoffnung.

Der Titel der Studie ist durchaus hoffnungsvoll: „Green Transformation im Maschinen- und Anlagenbau“ nennt die Unternehmensberatung Staufen die Umfrage unter mehr als 150 Unternehmen aus dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Allzu viel Transformation scheint allerdings nicht stattzufinden: Die Potenziale werden offenbar weitgehend verschenkt.

Mangelnde Abstimmung in der Wertschöpfungs-Kette

Gesellschaftlich wie politisch ist der Druck gestiegen: Ein „grüner Wandel“ in der Industrie wird erwartet, und die Umsetzung kann auch und vor allem über die Lieferkette erfolgen. „Ein enges Zusammenspiel zwischen Herstellern und Zulieferern ist ein wichtiger Baustein, um die ausgegebenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Gemeinsam umgesetzte Strategien können positive ökologische Effekte mit Effizienzgewinnen kombinieren“, sagt Björn Falk, Branchenmanager Maschinenbau bei der Staufen AG.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen in seinen Augen vor allem eines: Die Abstimmung zwischen den Teilnehmern der Wertschöpfungskette ist verbesserungsfähig. „Der ESG-Gedanke ist noch zu stark nach innen gerichtet. Nur 25 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer betrachten das Thema ganzheitlich und beziehen bei der Lieferantenauswahl auch die Nachhaltigkeitsbewertung als ein Kriterium im Vergabeprozess ein. Der Automotive-Sektor ist da schon einen Schritt weiter: Hier sind es bereits 61 Prozent, die auf eine positive Nachhaltigkeitsbewertung in der Supply Chain achten.“

Die Zulieferkette in die Nachhaltigkeits-Strategie einbinden

Damit der grüne Wandel gelingen kann, ist laut Björn Falk eine engere Vernetzung zwischen den Stakeholdern in der Industrie notwendig. Acht von zehn Studienteilnehmern stimmen der Aussage zu, dass dem Austausch ökologischer Daten eine hohe Bedeutung in einer nachhaltigen Supply Chain zukommt. Der Staufen-Berater rät daher zu einer engen Abstimmung zwischen Zulieferbetrieben und Abnehmern: „Die deutsche Industrie steht stark unter Druck für einen grünen Wandel und hat sich selbst hohe Ziele gesetzt. Bis 2030 will jeder zweite Maschinen- und Anlagenbauer klimaneutral arbeiten. Dies kann nur gelingen, wenn die Zulieferkette fest in die Nachhaltigkeitsstrategie eingebunden wird und die interne Transformationsbereitschaft steigt.“ 

Im Zusammenspiel mit den Zulieferbetrieben ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten für eine Transformation nach ökologischen Vorgaben. Aktuell konzentrieren sich die Unternehmen dabei nach eigener Aussage auf die folgenden Ansatzpunkte: gemeinsame Verpackungsstrategien, eine ökologische Optimierung der Transportwege und gemeinsame Forschungsprojekte. „Diese Initiativen und weitere Projekte müssen vorangetrieben werden, um das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Akteuren effizienter zu gestalten“, sagt Falk.

Die Suche nach neuen Formen der Zusammenarbeit

Die abgestimmte Kooperation könne auch den Kostendruck in der Produktion verringern. Dies sei notwendig, da weder der Maschinenbau noch der Automobilsektor mehrheitlich dazu bereit seien, ökologische Mehrkosten zu tragen: „55 Prozent akzeptieren die Mehrkosten einer ökologisch nachhaltigen Beschaffung nicht. Dieses Argument darf aber nicht zu einem ,Weiter so‘ führen. Stattdessen sollten jetzt innovative und effiziente Formen der Zusammenarbeit eingeführt werden“, resümiert Maschinenbau-Experte Falk.