8. Juni 2022
Containerschiffe stecken jetzt auch in der Nordsee fest
Der weltweite Stau der Containerschiffe hat sich verlagert – geringer wurde das Problem allerdings nicht. Eher im Gegenteil.
Die Zahl ist bemerkenswert: Rund elf Prozent der weltweit verschifften Waren stecken aktuell im „Stau“. Zu diesem exorbitanten Wert kommt das Kiel Institut für Weltwirtschaft in der jüngsten Ausgabe seines Trade Indicators.
Für den Mai weist die Studie für den gesamten Welthandel ein leichtes Minus von einem Prozent aus (preis- und saisonbereinigt). Sowohl in Deutschland als auch in der EU und in den USA gab es im Vergleich zum Vormonat jeweils ein leichtes Minus bei den Exporten und ein leichtes Plus bei den Exporten. Aus der Reihe tanzt hier China mit einem Export-Plus von 2,1 Prozent und einem Import-Plus von sieben Prozent.
Die Staus haben Europa erreicht
Vincent Stamer, der Leiter des Kiel Trade Indicator, sagt: „Insgesamt zeigt sich der Maihandel eher verhalten und setzt die Seitwärtsbewegung der letzten Monate fort. Der internationale Handel leidet jedoch wieder stärker unter den Staus und Verzögerungen der Containerschifffahrt, die nun auch die Nordsee erreicht haben.“
Und das ist ein Novum: Erstmals seit Ausbruch der Pandemie stauen sich Containerschiffe auch in der Nordsee vor den Häfen Deutschlands, der Niederlande und Belgiens. Hier stecken gegenwärtig knapp zwei Prozent der globalen Frachtkapazität fest und können weder be- noch entladen werden.
In der deutschen Bucht warten etwa ein Dutzend große Containerschiffe mit einer Kapazität von insgesamt etwa 150.000 TEU auf das Anlaufen in Hamburg oder Bremerhaven. Vor den Häfen Rotterdam und Antwerpen ist die Lage noch dramatischer. Dagegen hat sich der Containerschiffstau vor Los Angeles bzw. vor dem südlichen Kalifornien wieder gänzlich zurückgebildet.
Uneinheitliches Bild in China
Vor Shanghai und der angrenzenden Provinz Zheijang sind gegenwärtig sogar über drei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau gebunden. Dafür konnten aber wieder mehr Schiffe den vom Lockdown betroffenen Hafen Shanghai verlassen, in der zweiten Maihälfte lagen die Abfahrten auf vergleichbarem Niveau zu Chinas übrigen Häfen. Gegenwärtig liegen sie allerdings wieder rund 15 Prozent darunter. Bisher sind wegen des Lockdowns in Shanghai Exporte im Wert von bis zu 700 Millionen Euro von China nach Deutschland entfallen.
„Dass in den vergangenen Wochen Exporte Shanghais trotz der Lockdown-Maßnahmen wieder gestiegen sind, zeigt aber auch, dass die Firmen dort in den Startlöchern stehen und bei einer Beendigung des Lockdowns die Produktion wohl wieder schnell hochfahren können“, sagt Vincent Stamer.